Die SG Dynamo Dresden befindet sich in der zweiten Bundesliga in akuter Abstiegsnot, die durch die Corona-Krise noch einmal deutlich verschärft wurde. Erst konnten die Schwarz-Gelben aufgrund von positiv getesteten Spielern nicht ins Geschehen eingreifen und nun muss die Mannschaft um Cheftrainer Markus Kauczinski einen komprimierten Spielplan absolvieren. Zum Start der Aufholjagd gab es dann auch gleich einen Rückschlag. Das Heimspiel gegen den VfB Stuttgart ging mit 0:2 verloren.
Dabei präsentierten sich die Dynamos engagiert und lieferten sich mit dem Aufstiegskandidaten ein offenes Duell und machten auch viel Druck. Vor allem das hohe Pressing zeigte Wirkung und ließ den Gegner aus der Schwabenmetropole kaum zur Entfaltung kommen. Erst nach einer Viertelstunde fand der VfB so langsam in die Partie, konnte dann jedoch gleich Akzente setzen. So wie nach 19 Minuten, als Hamadi Al Ghaddioui mit einem Schuss auch acht Metern die Führung gelang. Der Treffer, bei dem die Hintermannschaft der SGD nicht gut aussah, hielt auch der Prüfung des VAR stand, was wohl auch die Mitspieler von Sportwetten gefreut haben dürfte, sofern sie auf den VfB gesetzt hatten. Somit lagen die Gäste nun mit einem Tor vorn. Bis zur Pause waren die Dresdner zwar bemüht, doch waren Abschlüsse oft überhastet und nur einmal, bei einem Freistoß von Patrick Schmidt aus rund 30 Metern, wirklich gefährlich.
Im zweiten Abschnitt wurden die Hausherren zwar deutlich stärker, doch das Glück fehlte einfach an diesem Nachmittag. Wobei es auch einfach an der Genauigkeit fehlte. Godsway Donyoh war zwar sehr beweglich, doch lief sich der Außenstürmer immer wieder fest. Simon Makienok verpasste in der 61. Minute eine scharfe Hereingabe von Linus Wahlquist nur knapp. Dresden kam zu immer mehr Spielanteilen, da die Stuttgarter sich zurückzogen und im Grunde nur noch die Führung absicherten. Erst in Schlussphase war der VfB plötzlich wieder da, auch weil bei den Hausherren die Kräfte schwanden und sie auch beim Drängen auf den Ausgleich immer mehr Räume freigaben. So kam es dann wie so oft. Die Stuttgarter kamen noch einmal vors Dresdner Tor, wo Dynamo-Keeper Kevin Broll mit einer glänzenden Reaktion eine Direktabnahme von Philipp Klement nur nach vorn abwehren konnte. Diese staubte anschließend der eingewechselte Darko Churlinov aus rund drei Metern zur Entscheidung ab (88.).
Die Niederlage war schmerzhaft, da die Kauczinski-Schützlinge eine couragierte Leistung boten, wie aus Gäste-Trainer Pellegrino Matarazzo befand: „Ein sehr großes Kompliment an Dresden. Sie haben unfassbar leidenschaftlich gespielt, sehr geschlossen und mit viel Energie. Das habe ich so nach dieser langen Pause nicht erwartet.“
Am heutigen Mittwoch muss gegen Hannover 96 gepunktet werden
Für die Dresdner geht dann gleich am heutigen Mittwochabend in der HDI-Arena weiter. Bereits um 18.30 Uhr wird die Auswärtspartie bei Hannover 96 angepfiffen. Für beide Mannschaften ist dies ein sehr wichtiges Spiel. Dynamo braucht natürlich jeden Punkt und die Niedersachsen könnten sich ihrerseits mit einem Sieg vorerst aus der Abstiegszone befreien. Für dieses wichtige Duell werden die Gäste aus der Elbmetropole erneut rotieren müssen, denn Baris Atik, Max Kulke, Leo Löwe, Marco Hartmann, Ondrej Petrak und Josef Husbauer werden Coach Kauczinski voraussichtlich nicht zur Verfügung stehen.
Zu den Hauptproblemen des Trainers gehört, dass ihm kaum Zeit bleibt, Fehler mit der Mannschaft anzugehen und neue Dinge einzustudieren. Der Spielplan sieht nämlich neun Spiele innerhalb von 29 Tagen vor. „Fliegen, spielen, regenerieren, analysieren, vorbereiten, fliegen und wieder spielen“, lautet dann auch laut Kauczinski der derzeitige Ablaufplan.
Ralf Minge verliert Posten als Sportgeschäftsführers
Und dann schlug noch eine Meldung aus dem Umfeld der SGD ein wie eine Bombe. Der Verein wird nach sechs Jahren den Vertrag mit Dynamo-Idol und Sportgeschäftsführer Ralf Minge nicht mehr verlängern. „Nach mehr als sechs sportlich und finanziell als historisch zu betrachtenden aber auch kräftezehrenden Jahren bestand für beide Seiten nun nicht mehr die volle Überzeugung, den bisherigen Weg in der bestehenden Form gemeinsam fortsetzen zu wollen“, heißt es dazu in einer Pressemitteilung.
Diese Entscheidung war ein Schock für viele Fans, denn der 59-Jährige genießt in der schwarz-gelben Fangemeinde ein sehr hohes Ansehen. Für viele Anhänger steht Minge, der einst in 222 Erstligaspielen 103 Tore für Dynamo erzielt hat, für den Verein. Entsprechend fallen dann auch die Reaktionen aus. Selbst Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert zeigte sein Unverständnis. „Sein Wirken in den vergangenen Jahren hat entscheidend dazu beigetragen, dass überhaupt wieder Vertrauen hergestellt und eine grundlegende Gesprächskultur zwischen Verein und Verwaltung entstanden ist“, schrieb der OB auf Facebook und appelliert, dass die Entscheidungsträger innerhalb des Vereins ihre Entscheidung noch einmal überdenken mögen.
Es bleibt die Suche nach dem warum. Ein Grund für das Aus von Minge dürfte sein, dass er den Kader falsch zusammengestellt und zudem viel zu lange an seinem Lieblingstrainer Cristian Fiel festgehalten hat. Seinen Sparkurs versuchte er in der Winterpause rückgängig zu machen und blies mit sechs Neuen zur Aufholjagd in der zweiten Bundesliga. Doch dann kam Corona und warf diese Bemühungen über den Haufen, was dann wohl auch den Abstieg in dritte Liga zum Ende der Spielzeit 2019/20 bedeuten dürfte.